Mohr köpft D/A an Tabellenspitze: Später 2:1-Sieg gegen FC St. Pauli
D/A dreht nach einer schwachen ersten Halbzeit gegen St. Pauli II auf und gewinnt 2:1. Der Mann für die wichtigen Tore beschert Drochtersen Platz eins in der Tabelle.
Das Spiel gegen St. Pauli II hat alles. Erst Ernüchterung, dann Euphorie. Erst eine Schwächephase, dann eine Aufholjagd. So gehen Spitzenmannschaften mit einem Rückschlag um. D/A grüßt seit Sonntagnachmittag von der Tabellenspitze der Regionalliga.
Vor einer Woche nach dem 3:1 im Heimspiel gegen den SSV Jeddeloh lobte D/A-Vereinspräsident Rigo Gooßen noch die erste Halbzeit als eine der besten der Saison. Die erste Hälfte gegen St. Pauli II geht wohl als die schlechteste in die Statistik ein.
Hyseni erste Halbzeit komplett abgemeldet
Das D/A-Personal läuft den Gästen aus Hamburg in den ersten 45 Minuten nur hinterher. Im Angriff kreieren die Hausherren nur wenige durchdachte Aktionen. Die Dribbelkünstler Dennis Rosin und Alla Aid Hamid laufen sich fest. Hyseni ist als Zielspieler komplett abgemeldet. Zwei, drei Spieler stehen ihm permanent auf den Füßen.
Beim Drochterser 5:0-Sieg im Hinspiel gelang D/A fast alles. Die Auftaktpartie der diesjährigen Serie ist für D/A-Trainer Oliver Ioannou Schnee von gestern. Die Hamburger sind zwar Tabellenvorletzter, haben sich aber gerade in den vergangenen Wochen stabilisiert. Und das bekommt D/A zu spüren.
Pauli spielt aggressiv, agiert laufstark und beim Passspiel präzise. Das Drochterser Pressing fruchtet nicht. Mit zwei, drei guten Aktionen befreien sich die Hamburger aus der eigenen Hälfte und ziehen locker ihre Kombinationen auf.
Bei einem Sieg lockt die Tabellenführung
Am Samstag kam der SV Meppen nicht über ein 2:2-Remis gegen Kickers Emden hinaus. Der VfB Oldenburg gewann 1:0 beim SSV Jeddeloh. D/A kann mit einem Sieg gegen Pauli die Tabellenführung übernehmen. Davon ist D/A in der Pause weit entfernt.
Die Begegnung gegen St. Pauli II leitet die Rückrunde ein. D/A spielte die bislang erfolgreichste Hinrunde seit seiner Regionalligazugehörigkeit. 39 Punkte hatte die Mannschaft nach 17 Spielen noch nie auf dem Konto. Schon jetzt schoss die Mannschaft mit 49 Toren vier Treffer mehr als in der gesamten vergangenen Saison. An diesem Sonntagnachmittag strahlt D/A kaum Torgefahr aus.
St. Pauli spielt nicht nur überlegen, sondern auch effektiv. Der erste Schuss aufs Tor sitzt. Rawley St John bringt sein Team in der elften Minute mit 1:0 in Führung. Dazu passt, dass D/A-Innenverteidiger Tjorve Mohr den Gast mit einem Fehlpass zum Toreschießen einlädt. Und D/A? Pauli-Keeper Simon Spari hat 45 Minuten lang nichts zu tun.
D/A zeigt nach Pause anderes Gesicht
D/A kommt mit einer anderen Körpersprache aus der Kabine zurück. Die Ansprache muss deutlich gewesen sein. Jetzt stimmt die Einstellung. Jetzt stimmt die Aggressivität. D/A gewinnt jetzt die Zweikämpfe. „Wir haben es nicht geschafft, unseren Plan umzusetzen“, sagt Oliver Ioannou. Es hätte zur Pause drei, vier Wechsel geben können. Aber das Trainerteam gibt der Startelf weiter das Vertrauen. „Die Jungs haben das Vertrauen zurückgezahlt“, sagt der Coach.
In der 51. Minute setzt Alla Aid Hamid einen Freistoßhammer aus 18 Metern an die Querlatte. Im Nachsetzen köpft Jorik Wulff Simon Spari den Ball in die Arme. D/A will das Spiel unbedingt drehen.
In der 64. Minute jubeln die meisten der 1220 Zuschauer im Kehdinger Stadion erleichtert. D/A belagert den Hamburger Strafraum. Nach einem Querpass von Haris Hyseni schiebt Jorik Wulff den Ball zum 1:1-Ausgleich über die Linie. Die Gastgeber können danach sogar in Führung gehen. Aber Liam Giwah verzieht knapp und Dennis Rosins Schuss wird nach einem starken Solo geblockt. Bei einem Versuch von Jorik Wulff ist in der 78. Minute im letzten Moment ein Fuß dazwischen. Die Führung ist eine Frage der Zeit.
Mohr: Der Mann für die wichtigen Tore
Die Zuschauer jubeln in der 85. Minute schon. Aber der Kopfball von Haris Hyseni geht knapp vorbei. Die Fans haben sich noch nicht wieder hingesetzt, da sehen sie, wie ein Schlenzer von Dennis Rosin rechts am Tor vorbei geht.
D/A-Trainer Ioannou imponiert die Energie und die Überzeugung seiner Spieler, dieses Spiel drehen zu können. Der Schlussakkord dieser durchwachsenen Begegnung ist Tjorve Mohr vorbehalten. Der Innenverteidiger erzielte in dieser Saison bereits einige entscheidende Treffer. Zum Beispiel in Oldenburg und gegen Altona. Mohr veredelt per Kopf eine Ecke von Alla Aid Hamid zum 2:1 per Kopf. D/A ist neuer Tabellenführer.
Tjorve Mohr gibt sich nach dem Spiel erleichtert. Er analysiert seinen Patzer. „Ich spiele einen ganz einfachen Pass neben den Mann. Und es wird direkt bestraft.“ Es sei bitter, seiner Mannschaft solch eine Ausgangsposition zu verschaffen. Das habe der Mannschaft kurz den Mut genommen.
Mohr erzählt, er habe sich in der Halbzeit schon für seinen Fehler bei seinen Kollegen entschuldigt. Er habe zehn Minuten vor dem Schlusspfiff sogar darüber nachgedacht, wie er sich noch einmal entschuldigt im Spielerkreis. Am Ende feiern die Kollegen ihn und sich selbst.
Quelle: Stader Tageblatt