D/A fast eine Woche ohne Trainer - aus einem schönen Grund

Kurz vor dem Saisonstart gegen den FC St. Pauli II „schwänzt“ D/A-Trainer Oliver Ioannou das Training. Aus der Ferne hat er die Mannschaft trotzdem im Griff.
D/A-Trainer Oliver Ioannou war vor ein paar Tagen im Keller seines Hauses in Gesmold und hievte das gebrauchte Babybettchen, den Wickeltisch und den Babystuhl ins Erdgeschoss. Der 36-Jährige bereitete das Kinderzimmer für die kleine Linn vor. Ioannous Frau Marie und das Neugeborene durften am Donnerstag das Krankenhaus in Osnabrück verlassen. Ioannou erzählt, dass er rundum glücklich sei.
Aufgrund der Geburt des neuen Familienmitgliedes hat Ioannou bislang die gesamte Trainingswoche verpasst. Linn kam am Montagnachmittag zur Welt. Ioannou ist Coach im Homeoffice. Oft telefonierte er mit Sportdirektor Sören Behrmann, seinem Trainerstab und den Kapitänen Nico von der Reith und Liam Giwah. Er pendelte mehrmals täglich ins Krankenhaus nach Osnabrück. Die Gespräche führte er im Auto.
D/A fast eine Woche ohne Cheftrainer
D/A steckt mitten in der letzten Trainingswoche vor dem Saisonstart am Sonntag um 14 Uhr im Norderstedter Edmund-Plambeck-Stadion gegen den FC St. Pauli II und der Trainer ist nicht live dabei. Geht das überhaupt? „Die letzte Woche vor dem Start ist die einfachste Woche“, sagt Ioannou. Die Wochen davor seien um einiges wichtiger gewesen.
So kurz vor dem ersten Spiel erfindet sich keine Mannschaft mehr neu. Die Automatismen sitzen längst oder sollten es jedenfalls. D/A hatte einen klaren Plan und studierte mit dem 4:4:2 ein alternatives, taktisches System ein. D/A zeigte in der Vorbereitung ansprechende Leistungen und setzte gegen die Bundesligaprofis des FC St. Pauli ein Ausrufezeichen beim 1:0-Sieg vor 3500 Zuschauern im Kehdinger Stadion. „Wichtig ist jetzt nur noch, die Spannung hochzuhalten“, sagt Ioannou. Er wisse aber um die Eigenmotivation seiner Spieler. Die scharren schon mit den Stollenschuhen.
St. Pauli verspielt Führung gegen Düsseldorf
Alles Sportliche hatte Ioannou unter der Woche freilich im Blick. Co-Trainer Jan-Ole Patjens schickte ihm spielerische Häppchen im Video. St. Pauli II testete zuletzt gegen die Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf und verspielte bei der 3:4-Niederlage eine 3:1-Führung in letzter Minute. „Wir erwarten keine Wunderdinge von St. Pauli. Wir wollen unsere Inhalte auf den Platz bekommen“, sagt Ioannou. Der Gegner müsse sich an D/A orientieren. Der Trainerstab dokumentierte während der Woche alle Trainingsinhalte und hinterlegte die Übungen in einem speziellen Computerprogramm.
Die eigenen Testspiele verschafften D/A Selbstvertrauen. Nach den überzeugenden Auftritten gegen Oberligisten hat die Szene den Sieg gegen die Pauli-Profis respektvoll zur Kenntnis genommen. „Für die mentale Stärke war das Spiel gut“, sagt Ioannou. In Umfragen in den sozialen Netzwerken und beim Fachmagazin „Kicker“ wird D/A längst als Mitfavorit auf die Meisterschaft und den Aufstieg in die 3. Liga gehandelt.
Haris Hyseni kämpft sich zurück
Beim Saisonauftakt in Norderstedt zuschauen müssen die D/A-Mittelfeldspieler Matti Steinmann, Sebastian Haut und Martin Sattler. Sattler hatte es mit einem Kreuzbandriss in der Vorbereitung am heftigsten erwischt. Er fällt monatelang aus. Ansonsten stehen Ioannou gegen den FC St. Pauli II alle Spieler zur Verfügung. Mittelstürmer Haris Hyseni schob nach seiner Fußverletzung sogar Extraschichten, so der Coach.
Am Freitag beim Abschlusstraining vor dem Pauli-Spiel steht Ioannou wieder auf dem Rasen im Kehdinger Stadion und wird seine ohnehin schon motivierten Fußballer zusätzlich mit guter Laune fluten. Er muss schließlich irgendwo hin mit seiner „puren Freude“ und seinen Glückshormonen.
Linn ist das dritte Kind in der Familie Ioannou und das erste Mädchen. Theo ist fünf und Karlo wird bald drei. „Ich habe ganz viel positive Energie gesammelt mit dem Familienglück und der Vorfreude auf den Ligastart“, sagt Ioannou. Er werde die Jungs anstecken.
Quelle: Stader Tageblatt