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D/A feiert Fußballfest gegen Profis: Aber die Kirche bleibt im Dorf

1. Herren
Foto: Jörg Struwe

D/A schlägt die Bundesligaprofis vom FC St. Pauli im Testspiel 1:0. Setzt D/A jetzt zum Höhenflug an? Der Drochterser Ex-Bürgermeister hat da eine ganz leise Ahnung.

Es ist die Schlussphase des Spiels. Auf der Haupttribüne singen die Fans, die es mit D/A halten, den Klassiker: „Wo bleibt denn das 2:0?“ Der ehemalige Drochterser Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch schlendert gut gelaunt durch Block C. „Ob die Kirche wohl im Dorf bleibt?“, fragt Bösch vernehmlich. Er lächelt und freut sich über sein eigenes Wortspiel. Denn die Frage ist berechtigt.

Der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Asselschlägt den Bundesligisten FC St. Pauli mit 1:0. Drei Klassen liegen zwischen beiden Vereinen. Einen Klassenunterschied können die 3562 Zuschauer am Samstagnachmittag im Kehdinger Stadion in Drochtersen nicht erkennen.

D/A steigt gegen Pauli II in die Saison ein

Die Optimisten freuen sich ob des Sieges des Underdogs über den großen Favoriten. Die Realisten erklären fast reflexartig, dass es sich „ja nur um ein Testspiel“ handele und St. Pauli nicht in Bestbesetzung angetreten sei. In der Tat werden die D/A-Spieler beim Ligaauftakt am 27. Juli auswärts bei der U23 des FC St. Pauli wahrscheinlich einige Hamburger wiedersehen. Aber sie lassen sich diesen Sieg gegen die Profis nicht kleinreden.

D/A-Torschütze Tjorve Mohr sieht schon „ein bisschen Euphorie“ aufkommen. Er wisse zwar, dass St. Pauli nicht mit voller Kapelle angetreten ist. „Aber der Sieg gibt ein gutes Gefühl. Es ist Fakt, dass wir einen Bundesligisten geschlagen haben“, sagt Mohr.

Der D/A-Innenverteidiger verwertete in der 60. Minute eine Freistoßflanke von Justin Plautz. Direkt vor dem Tor grätschte Mohr in den Ball und drückte ihn über die Linie. „Justin sucht mich bei Standards und hat mich abermals gefunden. Ich hoffe, wir können das für die Liga konservieren“, sagt Mohr. Nach dem Abpfiff gibt der 28-Jährige fleißig Autogramme.

D/A-Trainer vermisst die Schüsse aufs Tor

Zwingende Torchancen sahen die Zuschauer nur wenige. Maximilian Geißen und Jorik Wulff versuchten es für D/A vor der Pause. Und bei Joel Chima Fujitas Schuss parierte Drochtersens Torwart Patrick Siefkes den Ball mit einer Flugeinlage. Aber D/A bestimmte den ersten Durchgang. Trainer Oliver Ioannou sagt nach dem Spiel, dass er nur die Abschlüsse vermisste.

St.-Pauli-Trainer Alexander Blessin versucht, diese Niederlage einzuordnen. „Das Ergebnis ist sekundär. Wir sind seit einer Woche in der Vorbereitung. Uns war wichtig, ins Laufen zu kommen“, sagt der 52-Jährige. Dass seine Spieler mitunter hinterherliefen und sich das ein oder andere Mal düpieren ließen, kann Blessin nicht gefallen haben. „Dass da eine aggressive Mannschaft auf uns trifft, war uns klar“, sagt er. Bislang verpflichtete St. Pauli acht neue Spieler. Die zu integrieren brauche Zeit.

Einen Hauch von Druck übte St. Pauli kurz vor dem Schlusspfiff aus. Aber die D/A-Defensivspezialisten bolzten am Ende mit Vehemenz die Bälle raus und verteidigten robust. Der Regionalligist schaukelte den Sieg locker über die Zeit.

So erfährt der Schiedsrichter von seinem Einsatz

Der Unparteiische Kilian Braun (18) vom ASC Cranz-Estebrügge pfiff nach kurzer Nachspielzeit ab. Das aufstrebende Schiedsrichtertalent aus dem Landkreis Stade hatte von seinem Einsatz während seines Abiballs erfahren. Braun machte auf dem Platz einen souveränen Eindruck.

D/A präsentiert sich am Samstagnachmittag als guter Gastgeber. Mittlerweile gilt es als Routine im Verein, solche Großereignisse auszurichten. In den drei DFB-Pokalspielen kamen knapp 8000 Menschen und fluteten das Dorf. Gegen St. Pauli kommt knapp die Hälfte. Hinter den Toren baut D/A zusätzliche Stehtribünen. Viele Ehrenamtliche werkeln und schrauben tagelang. Der Verein verdoppelt die Imbiss- und Getränkestände auf 14. Fliegende Händler reichen aus ihrem Bauchladen Popcorn und Brezeln.

Da, wo einst Robert Lewandowski saß

D/A quartiert den FC St. Pauli in seinen ehemaligen Kabinen in der Turnhalle ein. Die Bundesliga-Profis erleben den ganzen Charme der roten Backsteinwände und alten Holzbänke, auf denen schon Größen wie Ex-Bayern Star Robert Lewandowski ihre Autogramme hinterlassen haben.

D/A selbst residiert ja seit einigen Monaten in den modernen Katakomben des neuen Vereinsheims. Aber die Gastfreundschaft des gastgebenden Vereins dieses Testspiels ist sogar in einem Vertrag festgehalten. 60 Liter Mineralwasser stehen in der Pauli-Kabine. 80 Kilogramm Eis für die Eistonne stellt D/A bereit. Dazu das geforderte Obst. Kaffee kocht der Verein ungefragt.

Solche Testspiele gegen Profis sind nicht ganz billig. Über die Zahlen behalten die Clubs Stillschweigen. Aber St. Pauli selbst, die Vermittlungsagentur, der Sicherheitsdienst und das Catering wollen bezahlt werden. Über die Eintrittskarten kommt vieles wieder rein. 200 VIP-Gäste zahlen sogar noch ein bisschen mehr. Exklusive Sitzplätze und ein Büfett in der angrenzenden Turnhalle sind inklusive.

Aber bitte keine Auberginen

Für das Bankett nach Spielschluss reicht St. Pauli im Voraus seine Sonderwünsche ein. Was vertragen die Spieler nicht? Wie viele Vegetarier, Veganer und Muslime sind im Kader? Und das Büfett bitte in deutscher und englischer Sprache ausschildern - mit dem Hinweis auf Allergene. Letztendlich kredenzt D/A den Profis unter anderem Rote-Beete-Salat, Wassermelone, Gurke und Minze, Röstkartoffeln und Grillgemüse, Vollkornpasta und Fleisch und Fisch vom Grill.

Auch die D/A-Kicker stürzen sich hungrig auf die Leckereien. „Solch ein Sieg setzt die Messlatte auch immer ein bisschen höher“, sagt Jorik Wulff. Aber es sei auch Anspruch von D/A, jedes Spiel zu gewinnen. „Wir haben Nadelstiche gegen einen Bundesligisten gesetzt. Das war schon ganz gut für den Anfang“, sagt Robin Kölle.

Ioannou schwört auf Qualität und Erfahrung

Ein Fingerzeig auf die bevorstehende Regionalligasaison? In dem Jahr, in dem der Vertreter der Nordstaffel direkt in die 3. Liga aufsteigt, meldet auch D/A Ansprüche auf die Meisterschaft an. „Aber andere Regionalligisten machen auch einen guten Job“, sagt Robin Kölle. Kickers Emden, Meppen, Oldenburg und Co werden am Samstag ganz genau hingeschaut haben.

Cheftrainer Oliver Ioannou beantwortet schließlich die Frage von Ex-Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch. Er müsse niemanden erden. Die Spieler hätten genug Qualität und Erfahrung. Die Euphorie wolle er schon mitnehmen. „Aber wir werden bodenständig bleiben“, sagt Ioannou. Die Kirche bleibt im Dorf.

Quelle: Stader Tageblatt


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